Scam auf kleinanzeigen.de – ein strukturelles Problem
Online-Kleinanzeigenportale sind für viele Menschen eine einfache Möglichkeit, Dinge zu verkaufen oder günstig zu erwerben. Auch kleinanzeigen.de gehört zu den meistgenutzten Plattformen in Deutschland. Doch genau diese Popularität macht das Portal zunehmend attraktiv für Betrüger – und leider tut die Plattform selbst bislang zu wenig, um dem wirksam entgegenzuwirken.
Kaum Hürden für Betrüger
Ein zentrales Problem ist der niedrige Sicherheitsstandard bei Benutzerkonten.
Weder eine verpflichtende Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) noch eine konsequente Identitätsverifizierung sind Standard. Neue Accounts lassen sich in wenigen Minuten erstellen – oft reicht eine E-Mail-Adresse.
Das Ergebnis:
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Fake-Accounts sind schnell erstellt
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Gesperrte Betrüger tauchen mit neuen Profilen wieder auf
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Geschädigte Nutzer stehen meist alleine da
Gerade im Jahr 2025 wirkt das wie ein Relikt aus einer Zeit, in der Online-Betrug noch kein Massenphänomen war.
PayPal-Käuferschutz: Risiko für Verkäufer
PayPal wird auf kleinanzeigen.de häufig als „sichere“ Zahlungsmethode empfohlen. Doch diese Sicherheit gilt fast ausschließlich für Käufer – und wird missbraucht.
Ein typisches Szenario:
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Verkäufer versendet die Ware ordnungsgemäß
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Käufer meldet bei PayPal: „Paket war leer“ oder „Artikel nicht wie beschrieben“
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PayPal entscheidet mangels eindeutiger Beweise oft zugunsten des Käufers
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Geld weg – Ware weg
Für Verkäufer gibt es in solchen Fällen kaum realistische Möglichkeiten, sich zu schützen. Selbst Versandbelege oder Fotos vom Verpacken reichen häufig nicht aus.
Kein Käuferschutz? Risiko für Käufer
Auf der anderen Seite stehen Käufer, die ohne PayPal-Käuferschutz zahlen – etwa per „Freunde & Familie“ oder Überweisung. Hier ist das Risiko ebenso klar:
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Geld gesendet
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Ware kommt nie an
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Keine Möglichkeit zur Rückbuchung
Das Dilemma:
Mit Käuferschutz riskiert der Verkäufer Betrug – ohne Käuferschutz riskiert der Käufer alles.
Anzeige erstatten? Oft unrealistisch
Theoretisch bleibt Betroffenen der Weg zur Polizei. Praktisch sieht es anders aus:
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Viele Beträge liegen im zweistelligen Bereich
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Der zeitliche Aufwand steht in keinem Verhältnis
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Täter agieren oft anonym oder aus dem Ausland
In der Realität wird ein Großteil der Fälle gar nicht angezeigt – was Betrüger zusätzlich ermutigt.
Verantwortung der Plattform
Natürlich kann kein Marktplatz Betrug vollständig verhindern. Aber:
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Verpflichtende 2FA
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Optionale oder gestaffelte Identitätsprüfung
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Eingeschränkte Funktionen für neue Konten
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Bessere Schutzmechanismen für Verkäufer
wären längst überfällige Schritte.
Andere Plattformen zeigen, dass es möglich ist. Bei kleinanzeigen.de hingegen entsteht zunehmend der Eindruck, dass Sicherheit primär auf die Nutzer abgewälzt wird.
Fazit
kleinanzeigen.de bleibt ein praktisches Portal – aber eines mit wachsenden Risiken.
Solange grundlegende Sicherheitsmechanismen fehlen, profitieren vor allem jene, die das System gezielt ausnutzen.
Für Nutzer heißt das:
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Misstrauen ist Pflicht
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„Schnäppchen“ sind oft Warnsignale
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Absolute Sicherheit gibt es aktuell nicht
Und für die Plattform selbst gilt:
Mehr Verantwortung, mehr Schutz – oder langfristig mehr Vertrauensverlust.